2.11.09 Fox Gletscher, Westküste Neuseelands
 
Umweltsau und Spaß dabei!
 
Jetzt ist ja unsere gesamte Reise umwelttechnisch gesehen schon ein ziemliches Desaster. Da könnten wir ja sagen, was wir heute gemacht haben, fällt da auch nicht mehr groß ins Gewicht. Trotzdem konnte ich mir nie vorstellen, dass ich irgendwann mal in so ein Ding steigen werde! Und jetzt, da es geschehen ist, sage ich: Das war wohl so ziemlich das Aufregendste und  eines der wunderbarsten Erlebnisse, das ich je  hatte. Vielleicht waren einige von euch als Kids oder Jugendliche mal in so einem 3D-Kino, wo ihr das Gefühl hattet, ihr seid mittendrin dabei. Glaubt mir, dass ist nur ein Bruchteil dessen, was ihr wirklich erlebt, wenn ihr in einem Hubschrauber sitzt und fliegt. Ja, genau: Wir sind mit einem Helikopter geflogen. Und zwar an der Westküste Neuseelands, dort, wo die Berge und ihre Gletscher so nah ans Meer kommen, wie nirgends anders auf der Welt! Die Idee, mit so einem Teil zu fliegen, ist uns vor ein paar Tagen gekommen, als uns ein paar Leute erzählt hatten, wie toll das sei. Aber eigentlich war es uns auch zu teuer. Als wir heute in Fox Village ankamen, waren da einige Anbieter von Heli-Flights gleich an der Straße (die gibt es hier übrigens wie bei uns Bäckereien!). Wir wollten eigentlich nur mal fragen, was denn so ein Flug so kostet. Und nachdem wir alle Büros abgeklappert hatten, sind wir wieder zum ersten und sympathischten und günstigsten zurück und haben zugesagt. Er war auch der einzige, der heute noch geflogen ist. Die anderen meinten alle, es sei zu bewölkt und man sehe gar nichts. Der junge Mann im Büro hat aber mit dem Piloten gefunkt und der war gerade unterwegs und meinte, es sei tolles Wetter über den Wolken! Und vor allem meinte er, es sei der letzte Flug des Tages und wir seien die einzigen Passagiere! Wie cool ist das denn? Ein Hubschrauber ganz für uns allein. Na ja fast, denn der Pilot war ja auch mit dabei. Mikel war sein Name, ihm gehört die Firma und er macht alle Flüge selbst.  Und dann gings los. Erst mal ist Mikel mit uns zum Tanken geflogen. Ein paar Meter weiter stand ein Tankcontainer einfach in der Wiese. Das Gefühl, wenn der Hubschrauber gerade in die Luft steigt und dann so nach vorne „taucht“, ist der Hammer. Und dann ging es durch ein enges Flußtal hinauf Richtung Gletscher und Berggipfel. Das war wie im Film, nur eben echt! Unser Flug dauerte fast 40min, wir sind um den Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands, und dem Mount Tasman herumgeflogen, haben auf der Osstseite eine Landung im Schnee hingelegt und sind dann über den Fox Gletscher und durch das Flusstal wieder zurück. Und das Ganze bei Sonnenuntergang und  Wolken unter uns und um die Berge herum. Während dem Flug und der Schneelandung habe ich über 250 Bilder gemacht! Und was genial war: wir waren ja vor knapp zwei Wochen zu Fuß im Gebiet des Mount Cook und Mount Tasman unterwegs und jetzt hatten wir alles noch mal von oben gesehen! Als wir über die Bergkette geflogen sind, hatte der Hubschrauber allerdings ganz schön zu kämpfen: da hat das Ding richtig gewackelt und mir wurde ziemlich übel. Und als wir nach der Landung wieder auf die Westseite zurückgeflogen sind, hat Mikel noch mal einen Schwenk Richtung Mt Cook gemacht, bei dem wir beide dachten, jetzt ist alles zu spät: wir lagen schräg mit dem Hubschrauber vor der Bergwand und ich dachte jeden Moment, jetzt stürzen wir ab.Mikel hatte seinen Spaß dabei!
Jetzt denke ich allerdings schon dran, wie ich meine Umweltbilanz wieder in Ordnung bringe! Hat jemand von euch eine Idee?
 
Hier noch drei Bilder, damit ihr oder die Welt mir verzeihen kann :-)
 

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6.11.09 Cook Strait

Good bye South Island

 
Nach fast fünf Wochen verlassen wir die Südinsel. Jetzt, wo wir uns immer mehr hier wohlgefühlt haben, uns mit dem launischen Wetter angefreundet haben und uns das Auto von Jo und Simon so richtig ans Herz gewachsen ist. Und wir verlassen die Insel mit einem neuen Auto. Und zwar von der Autovermietung „Jucy“. Jucy ist ein Budget-Anbieter für Campervans und PKWs in Neuseeland und Australien. Dementsprechend unfreundlich sind die Mitarbeiter. Aber das ist uns egal, denn wir haben einen sensationellen Deal gecasht: Wir bringen ein Auto von Christchurch zurück nach Auckland, müssen aber nicht auf dem direkten Weg dorthin, sondern können das Auto zehn Tage nutzen, zahlen dafür die wahnsinnige Mietgebühr von 1 Neuseelanddollar (= 0,50 Euro) pro Tag; Das wären also zehn Dollar für die zehn Tage, davon bekommen wir aber fünf Dollar gut geschrieben, da sie uns das Auto außen nicht waschen mussten, bekommen eine ganze Tankfüllung geschenkt und die Überfahrt mit der Fähre für das Auto!!! Dafür müssen wir mit einem weisen Mazda mit Stufenheck durch die Gegend kutschieren, irgendeinen Haken muss die Sache ja haben!
 

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Nachts sind alle Katzen blau, auch unser Mazda! 
 

 
Unseren letzten Abend auf der Südinsel haben wir wieder in Lyttelton verbracht, bei Simon und Jo. Allerdings waren die beiden gar nicht da, die sind nämlich zur Zeit auf der Nordinsel, wo wir sie am Donnerstag in Auckland noch mal treffen werden. So haben wir auf ihrer Terasse geschlafen! Das war wunderschön, da es eine sternenklare Nacht war. Wir kamen spät in Lyttelton an und wollten noch was essen. Also sind wir runter in die Stadt gelaufen, um eine Kneipe oder Restaurant zu finden. Allerdings hatte alles schon zu und die Gehsteige waren hochgeklappt. Fast alles, denn in einer Seitengasse ein paar Treppen runter war die „Monsterbar“ (
www.monsterbar.co.nz)
Und das war ein absoluter Glücksgriff. Es gab noch was zu essen und lecker Bier. Digger, der Barkeeper, war wohl ein Japan-Fan, denn er bereitete auf einem Grill genau hinter dem Tresen japanische Fisch-, Fleisch –und Gemüsespieße zu. Und die waren richtig gut! Und das allerbeste war, das ein Maori live Musik gemacht hat. Und wie! Er spielte Gitarre wie ein Gott und hat klasse Interpretationen von Rockklassikern gebracht. Digger meinte, er sei ein landesweit bekannter Musiker, der in Lyttelton wohnt und am Nachmittag angeboten hat, ein bisschen Musik zu machen! Was für ein toller Abschiedsabend von die Südinsel!
Natürlich sind wir später heim als geplant. Dadurch sind wir heute früh auch später aufgestanden als geplant. Dadurch mussten wir auch ein bisschen schneller fahren als geplant, um die Fähre noch zu erwischen. Von Christchurch bis Picton sind es immerhin 350km und die haben wir teilweise auf zwei Reifen zurück gelegt. Gott sei dank war keine Polizei unterwegs, denn die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 100km/h haben wir seltener eingehalten als geplant!
 



21.11.09 Mordor und der Schicksalsberg, oder einfach nur „Tongariro Nationalpark“!

Peter Jackson hat mit der „Herr der Ringe“-Verfilmung seinem Heimatland einen großen Gefallen getan und noch mehr Touristen angelockt. Ein beachtlicher Teil der Filme wurde ja an traumhaften Plätzen in der Natur gedreht (fast hätte ich „Orignalschauplätze“ gesagt). Der Regisseur  hat damit seinen Nationalstolz zum Ausdruck gebracht und viele Neuseeländer noch stolzer gemacht! Es gibt Reiseführer, die zu den Filmsets leiten und in vielen I-Sites (die neuseeländischen Touristinfos) gibt es Hinweise auf die Trilogie. Letztendlich dachten wir uns einige Male, dass die Dreharbeiten quasi an jeder Ecke hätten stattfinden können; die tatsächlichen Schauplätze sind oft nur sehr schwer zu erreichen.
Mordor und der Schicksalsberg jedoch sind auf der wohl beliebtesten und meist bewanderten Tagestour Neuseelands zumindest zu sehen: dem Tongariro Alpine Crossing im gleichnamigen Nationalpark. Diese achtstündige Tour führt vorbei am Ngauruhoe-Vulkan (Schicksalsberg) und einem Lavafeld, durch das Frodo und Sam nach Mordor wandern mussten.
 

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Der Vulkan Ngauruhoe, davor der südliche Krater 

 
Gott sei dank gibt es neben dieser Tagestour eine viertägige Trekkingtour, auf der man den Park noch besser kennenlernt und den Tagestouris drei Tage lang aus dem Weg gehen kann! So gehen wir nur am zweiten Tag unserer Tour mit den Massen durch die Berge: hier ist echt soviel Verkehr wie bei Sommerferienbeginn auf der Autobahn Richtung Süden!
 

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"I bin auf der Autobahn und denk unterm Autofahrn ... 

 
 
Aber dieser Abschnitt ist auch ein absolutes Highlight: wir queren zwei Krater, dampfende Quellen und Steine, türkisfarbene Seen und die schneebedeckten Vulkane Tongariro und Ngauruhoe. Den letzteren versuchen wir bei einem Abstecher zu besteigen, müssen aber 100m unter dem Gipfel wieder umkehren, da die Wolkendecke immer dichter wird. Gott sei dank hatten wir keinen Ring dabei, den wir in den Krater schmeißen mussten!
 
 

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Frodo oder Sam? Die Kahtl! 

 
Der Northern Circuit war für uns landschaftlich ein Höhepunkt in Neuseeland; vielleicht auch, weil wir vier Tage (fast) keinen Regen hatten. 
Am Tag nach unserer Rückkehr haben wir auf einem Zeltplatz den letzen Teil der Herr der Ringe – Trilogie angeschaut. Es war natürlich spannend, da wir ja die Tage vorher durch Mordor gelaufen sind. Aber eines ist klar: die echte Landschaft ist tausendmal schöner als das computeranimierte und mit Spezialeffekten zugegleisterte Morder oder der Schicksalsberg. Wir hatten im Film nichts von dem erkennen können, was wir selbst gesehen hatten! Und das finden wir sehr gut! 


25.11.09 Abschied aus Auckland
Heute ist unser letzter Tag in Neuseeland. Nach 52 Tagen reisen wir (endlich) wieder weiter. Die letzten beiden Tage waren wir wieder in Auckland. Hier haben wir bei Claude und Dieneke gewohnt. Claude habe ich zusammen mit Simon in Argentinien kennengelernt. Claude hat uns für unsere Aufenthalte hier in Auckland Asyl gewährt!

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Abschiedsabend am Mt Eden mit Claude, Dieneke und Ruby

 
 
Auckland ist mit 1,4 Mio Einwohnern die größte Stadt Neuseelands und tatsächlich in vielen Sachen völlig anders. Auch hier gibt es vorwiegend einstöckige Häusschen mit Garten, einige typische englische Bauwerken und vieles ist überschaubar. Aber Auckland hat ein Stadtzentrum, das uns mit den Hochhäusern und der Harbourbridge an Sydney erinnert und es gibt sogar eine zweispurige Autobahn, auf der die Höchstgeschwindigkeit trotzdem 100km/h ist.
 

 
 
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Downtown Auckland

 
 
Der Abchied aus Neuseeland fällt uns sicherlich nicht so schwer wie der aus Indien. Einige Sachen haben uns hier fast ein bisschen enttäuscht:
Vor allem die vielen Touristen, die mit dem Wohnmobil unterwegs waren, abends in ihren Plasitkkästen waren und nicht vor die Tür sind. So haben wir sehr wenig spannende Reisende kennen gelernt.
Die ausgetretenen oder sauber angelegten Pfade, die wir in der „Wildnis“ gehen mussten, waren für uns eher unspannend. Auch, weil es an jeder Ecke Hinweis- oder Warnschilder gab. Im Erfinden von Reglementierungen sind die Neuseeländer absolut spitze!
 

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Bist du bereit für die Wildnis der Warnschilder?

 
 
Die Tatsache, für alles viel Geld zahlen zu müssen und sich so sein Abenteuer oder Erlebnis erkaufen zu müssen (selbst die Plätze zum Zelten bei Bergtouren waren richtig teuer, sofern man überhaupt zelten durfte!).
Und letztendlich auch die Einstellung, von der wir selbst manchmal erfasst wurden: nämlich so viel sehen zu wollen, wie nur möglich und deshalb mit dem Auto von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu rasen; getreu dem Motto: hinfahren, sehen, abhaken, weiter fahren!
Umso schöner war unser Motto: „das Leben ist viel zu kurz, um schlechte Weine zu trinken“. Und das haben wir hier in Neuseeland ergänzt mit dem Motto: "jeden Abend eine Flasche Wein!" Denn der neuseeländische Wein ist sensationell gut und absolut unterschiedlich zu unseren Weinen oder den aus Australien oder Südamerika. Auf der Südinsel gibt es hervorragende Weisweine, allen voran der Sauvignon blanc oder die Rieslings und Gewürztraminer (ja, die heißen wirklich so wie bei uns, schmecken aber komplett anders!). Und an der Ostküste der Nordinsel, in der Hawkes Bay, wachsen rote Trauben auf Kieselboden und bei bestem Wetter. So gibt es dort spitzen Rotweine wie den Pinot Noir oder Syrah. Bei unseren ausgiebigen Weintouren durch die Weinberge haben wir viele spannende Winzer kennen gelernt! In der "Beach House Winery" wurden wir sogar zum Abendessen eingeladen. Da gab es dann die lecker Weine ohne Ende!
 

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Paul von der Beach House Winery

 
 
Und die wenigen, nicht total ausgetretenen Gegenden wie die Catlins ganz im Süden waren tatsächlich wild und spektakulär; und die Menschen dort von einer ganz besonderen Art (wenn ich nur an die „Herren der Zäune“ denke).
Dadurch, dass wir bei Simon und Claude auf der Süd- und der Nordinsel jeweils eine Anlaufstation hatten, haben wir auch einen tieferen Einblick in das neuseeländische Leben erhalten. Die Tour mit Simon im Arthur´s Pass Nationalpark war eine der besten Trekkingtouren meines Lebens!
Und so verlassen wir heute ein Land, das uns eben nicht total vom Hocker gerissen hat und doch wahnsinnig viele tolle Erlebnisse geschenkt hat!
Kurz vor 15 Uhr geht dann unser Flieger der "Air Tahiti Nui" Richtung Südsee, wo wir nach fünf Stunden Flug um 21 Uhr in Papeete landen werden.  



25.11. Tahiti und Mo´orea

Wie abgefahren ist das denn! Auch heute ist der 25.11., wie gestern in Auckland auch schon! Wenn du da nicht kirre wirst: Wir sind gestern, Mittwoch, 25.11. um 15 Uhr in Auckland losgeflogen und dann um 21 Uhr in Papeete gelandet. Nur eben nicht am 25.11., sondern am 24.11. Und dabei haben wir beim Fliegen genau aufgepasst: der ist vorwärts geflogen! Wir haben also einen Tag geschenkt bekommen. Vielleicht ist das das witzigste auf der gesamten „round the world-tour“?! Toll ist, dass es 23 Stunden zurück ging und sich so unsere Körper gar nicht umstellen mussten; nur eben unsere Köpfe (und das ist das Problem :-) ).
 

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Hier werden alle Klischeés bedient: Musiker am Flughafen

 
 
Nach einer Nacht auf Tahiti sind wir dann heute mittag mit der Fähre nach Mo´orea. Das ist irgendwie ganz schön unwirklich: wir sind auf einer Trauminsel in der Südsee. Nicht nur, dass es diese fabelhaften Palmenstrände mit dem türkisblauen Wasser gibt. Dazu gibt es noch grüne Berge in unterschiedlichsten Formen. Und es ist warm, richtig warm und die Sonne scheint und die Leute haben Blumen in den Haaren und die Schirmchengetränke warten schon!
 

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Wirklich alle! Palmenstrand an unserem Hotel

 
 
Fünf Tage sind wir hier und nennen das „unseren Urlaub vom Reisen“! Ob wir danach allerdings weiter reisen können, stellt sich noch heraus: die Zeit hier kostet uns wahrscheinlich so viel, wie die vier Wochen in Indien!!!

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Und wir beide mittendrin!