4.12. In der Weihnachtszeit auf der Osterinsel mit einem Schweizer und einem Österreicher unterwegs
Viel abgefahrener geht es ja gar nicht: Wir sind an einem der interessantesten Plätze der Welt (zumindest aus unserer Sicht) - der den bescheuerten Namen Osterinsel trägt, weil unter dem völlig unkreativen Seefahrer Jacob Roggeven aus Holland am Ostersonntag 1722 die ersten Europäer die Insel betraten (stellt euch vor, der wäre am Totensonntag hier angekommen!) – also, wir sind hier auf Rapa Nui, wie die Insel in der Sprache der Polynesier heißt, und lernen am Zeltplatz u.a. erst einen Schweizer kennen, der seit vier Monaten durch Südamerika reist. Zusammen mit ihm beschließen wir, für 24 Stunden ein Auto zu mieten. Und am Morgen vor der Abfahrt kommt uns in der Küche ein junger Mann entgegen, der uns auf deutsch anspricht (und er hat seinen Wiener Dialekt geschickt versteckt!). Und ich frage ihn, ob er nicht mit uns kommen will, weil wir noch Platz im Auto hätten und zu viert das ja sowieso günstiger sei, usw.
Um 11 Uhr sind wir losgefahren zum ersten Altar und Moai. Nach 20 min kamen wir an, sind ausgestiegen und haben Fotos gemacht. Alle vier sind wir mit unseren Kameras ausgeschwirrt! Als wir dann wieder im Auto saßen und weiter fahren wollten, ging gar nichts mehr. Das Auto, ein alter, abgefuckter Suzuki Vitara, hat keinen Rucker mehr gemacht. Dann ging die Suche nach dem Hebel zum Öffnen der Motorhaube los. Nein, der ist nicht wie bei fast allen Autos links neben dem Fahrersitz oder den Pedalen. Er schien auch sonst nirgendwo zu sein.
 

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Ja wo is er denn???

 
Nach ca 30min kamen zwei Tourbusse und wir haben die Fahrer gefragt, ob sie uns helfen könnten. Einer hat dann ganz sicher das Handschuhfach aufgemacht (wo wir vorher auch schon gesucht hatten) und hat irgendwo versteckt den Hebel gefunden! Aber sie konnten uns auch nicht helfen, der Karren ist nicht angesprungen. Nachdem ich am Campingplatz angerufen hatte, dass uns doch bitte jemand abholt, aber niemand kam, haben wir zwei Stunden gewartet. Die Wartezeit war aber ziemlich lustig, da wir z.B. mit einem Fahrer der Tourbusse Österreicher-Witze ausgetauscht hatten. Witzigerweise hat der Fahrer mit den Witzen angefangen. Es stellte sich heraus, dass der Guide seiner Company aus Österreich war!!! Später kam dann ein Busfahrer, der uns helfen konnte. So sind wir wieder zum Zeltplatz zurück und haben ein neues Auto bekommen. Das hat dann auch funktioniert.
 
 

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Die Moais sind natürlich die Stars der Insel

 
Der Vulkan Ranu Raraku ist sozusagen die „Moai-Werkstatt“, hier wurden die riesigen Figuren hergestellt, bevor sie zu ihrem „Ahu“ (Altar) gebracht wurden. An diesem Vulkan haben wir den Sonnenaufgang genossen (war ziemlich hart für die Kathl, so früh aufzustehen). Aber es hat sich gelohnt: hier stecken die Köpfe in der Erde, liegen Körperteile am Boden oder sind als Kontur im Felsen zu erkennen; so, als würde morgen jemand kommen, um sie fertig zu stellen.
 

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Diese Moais scheinen um 7:30 auch noch zu schlafen

 
Aber auch die Landschaft ist beeindruckend: es gibt einige Vulkane und Hügel, die Küste wird von meterhohen Wellen ausgespült und die jungen Männer verbringen die Abendstunden mit Surfen oder Kajakfahren. Kein Wunder, dass wir uns hier so wohl fühlen und die Zeit richtig genießen.
 

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The pride of being Rapa Nui!

 

6.12.09 Nikolaus auf der Osterinsel

 
Es scheint, als würden wir gerade aufwachen. Aufwachen von einem Traum, der fast sieben Tage gedauert hat. Der Traum von einem Besuch auf der Osterinsel, der entlegensten Insel unseres Planeten. Rapa Nui war der beeindruckendste Ort unserer Reise. Wir können nicht genau sagen, was es so toll gemacht hat. War es das Wissen, so weit weg von allem zu sein? Oder ist es, weil es noch so viele Rätsel hier gibt und vieles auf Vermutungen basiert? Denn die Insel ist an sich sehr karg und schroff. Es gibt einige Stellen, die fast eintönig sind. Aber dann kommen eben immer wieder geniale Orte, an denen die riesigen Moais auf Altären stehen, Vulkankrater, deren Seen mit Schilf überdeckt sind, Wellen, die gegen die schwarze Küste prallen und immer wieder die Menschen dieser Insel: eine Mischung aus südamerikanischer und polynesischer Gelassenheit, Coolness und Lebensfreude.
Es ist wunderschön, einen Ort besuchen zu können, von dem man sehr lange träumt. Ich hatte nie genaue Vorstellungen von der Isla de Pascua, aber alles was wir hier erlebt hatten, war mehr als ich je erwartet hatte. Dass wir hier noch sehr nette Reisende getroffen haben, hat den Aufenthalt noch wertvoller gemacht. Mit Simon aus der Schweiz waren wir fast die gesamte Zeit unterwegs. Mit Carmen und David, ebenfalls aus der Schweiz, waren wir fast jeden Abend am Zeltplatz zusammen und Matthias aus Österreich hat uns wahnsinnig gut unterhalten, oder wir ihn!? Es war super lustig! Und dann haben wir ja noch Frank und Brigitte aus dem Frankenland gestern abend getroffen – was für ein schöner Zufall!
 
Wir sitzen gerade im Flieger nach Santiago. Uns erwartet mit Patagonien der letzter Abschnitt unserer Reise. Momentan ist das noch so weit weg, obwohl es doch ebenfalls ein Traumziel ist. Vielleicht, weil wir tatsächlich sehr traurig sind, gerade von unserem Traum aufgewacht zu sein und die Osterinseln verlassen zu müssen. Aber wer weiß, vielleicht träumen wir ja wieder von den Osterinseln und wachen auf und merken, dass es gar kein Traum ist?! A ver que pasa ...
 
Wir schicken euch mit diesem Bericht auf jeden Fall am Nikolaustag viele Weihnachtsgrüße von der Osterinsel!

 

18.12. Ruta Nacional 40


Wir könnten fast sagen, dass jetzt einige Tage wenig passiert ist. Wir sind von Santiago aus in Chile in die Region der Vulkane gefahren. Dort haben wir in einem Schweizer Hostel Käsefondue gegessen sind ein bisschen rumgewandert und haben in Puerto Varas wahnsinnig viele deutsche Touristen getroffen; auch sonst ist die Stadt stark von deutschen Einwanderern geprägt. Seit Sonntag, 13.12. sind wir im argentinischen Teil Patagoniens, wo wir eine Zweitages-Tour in der Gegend von Bariloche gemacht haben.  Auch dort ist es sehr europäisch geprägt. Es wurde also Zeit für was Neues und spannendes.
Und auf der Suche nach etwas total anderem gibt es kaum was besseres, als sich auf der Ruta 40 durch Patagonien zu bewegen. Zwei Tage sind wir auf dieser Straße unterwegs, die fast schon legendär ist. Denn ein großer Teil ist noch richtige Piste, es gibt kaum Menschen, die hier in der Gegend leben. Ab und zu kommen wir durch ein verschlafenes Dorf oder machen an einer Estancia halt. Das einzige, was es hier zu essen gibt, ist Fleisch! Und wenn ich nach vegetarischem Essen frage, werde ich auf Sandwich mit Käse und Schinken oder Huhn hingewiesen!
Die Landschaft ist unglaublich schön: oft reicht der Blick bis zum Horizont ohne jegliche Erhöhung. Hier nimmt der Himmel fast den gesamten Raum ein. Und dann kommen wieder Berge, die so symetrisch sind, als hätte sie jemand mit dem Geodreieck geformt. Oder ganz plötzlich taucht ein türkisfarbener See aus dem Nichts auf oder die schneebedeckten Anden erscheinen im Westen. Wir könnten die ganze Zeit aus dem Fenster schauen.
 

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Die Ruta Cuarenta: ein letztes Stück echtes Patagonien

 
Wenn da nicht die zwei witzigsten und verrücktesten Busfahren wären, mit denen wir heute unterwegs sind. Dario und Pedro fahren uns die knapp 700km von Perito Moreno nach El Chalten.  Wir sitzen gleich hinter dem Fahrer und kommen so ganz schnell mit den beiden ins Gespräch. Wir trinken zusammen Mate, Pedro bietet uns Käse und Brot an (da wir ja bei den Stopps nichts bekommen haben) und mit der Zeit gesellen sich immer wieder andere Reisende zu uns.
 

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Mate "suckeln" mit Dario und Laura aus Buenos Aires

 
Dario erzählt uns stolz, was es für Tiere hier in der Gegend gibt und dass er sie am liebsten auf dem Asado mag! Und ganz plötzlich hält er an, eilt aus dem Bus und rennt wie ein irrer hinter einer Straußenherde her. Ganz stolz kommt er mit einem kleinen Straußenbaby wieder und lässt sich mit dem verschreckten Tier in der Hand fotografieren. Aber zu unserer Erleichterung lässt er es wieder frei! Das gleiche machen beide später noch mal mit einem Gürteltier!
 

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Pedro und Dario mit Gürteltier: Busfahrer und "Jäger" zugleich
 

Und kurz vor El Chalten muss ich ihn natürlich noch auf die WM nächstes Jahr in Südafrika ansprechen. Und ganz selbstverständlich und voller Überzeugung sagt er, dass Argentinien der Favorit ist und höchstens Spanien in die Quere kommen könnte. Kein Wort davon, dass sich die argentinische „Seleccion“  mit Ach und Krach für die WM qualifiziert hat. Typisch Argentinier!
Es war wohl einer der aufregendsten Tage hier in Südamerika!
 

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Patagonien live - oder auch nicht (mehr)!

 

24.12. Ushuaia, Tierra del Fuego

 
Weihnachten am "Fin del Mundo". Eine Idee, die uns erst vor wenigen Tagen kam und die wir relativ schnell umgesetzt haben. Gestern sind wir von El Calafate nach Ushuaia geflogen. Und die Gegend hier passt ganz gut für das Weihnachtsfest. Die Berggipfel sind schneebedeckt, der Wind bläst über den Beaglekanal durch die Straßen von Ushuaia, in der Stadt herrscht ziemliche Weihnachtshektik, die letzten Einkäufe werden getätigt, es hat nur 16 Grad (gefühlte 2 Grad bei Kathl), und Weihnachtsschmuck und Christbäume finden wir auch überall.
Und die Antarktis ist ja hier auch ganz nah. Und von da kommt ja schließlich der Weihnachtsmann, oder? 
  
 

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So siehts am Heilig Abend bei uns in Ushuaia aus!

 
Kurz zum Bild: die Kerze hat uns Fernando, der Zeltplatzbesitzer geschenkt; damit wir es am Heilig Abend auch ein bisschen weihnachtlich haben. Die Christbaumkugeln haben wir uns vom Christbaum, links hinten im Bild, geliehen. Das Bier stammt von der südlichsten Brauerei der Welt (sagen zumindest die Argentinier). Es heißt Beagle.
Was ihr nicht auf dem Bild seht: um uns herum - auf dem Zeltplatz - stehen ca. 20 "Abenteuer-Fahrzeuge" und noch einige Motorräder. Alle haben fett "Alemania" oder "Germany" auf ihren Monstern stehen! Es scheint so, als treffe sich hier in Ushuaia die beräderten Traveller - und sie sind so stolz, dass sie mit ihren Teilen hier sind. Manche der Kisten schauen so aus, als ob die Fahrer zu Recht stolz sein müssen und die Frage ist, ob sie jemals wieder hier weg kommen.
Für uns ist das schon ein bisschen befremdlich: "man spricht deutsch" (über Schumi usw.), trinkt Warsteiner aus der Literflasche (statt Quilmes) und es dreht sich alles um die Abenteuergeschichten und die Fahrzeuge.
Unter den vielen Aufklebern auf den Fahrzeugen und hier am Zeltplatz haben wir auch einen Därr-Aufkleber entdeckt - liebe Grüße nach Schwabing!
 
Wir haben uns heute in der Stadt einen tollen Malbec gekauft ("der Wein Argentiniens, da nur hier in Argentinien die Malbec-Traube zu einem reinen Wein ausgebaut wird), dazu aromatischen argentinischen Käse und weniger gutes argentinisches Weißbrot. Ach ja: Schokolade aus der Confiserie als Nachtisch - hier in Patagonien machen sie nämlich leckere Schokolade.
Was ein bisschen schade ist: die Kerze von Fernando macht nicht wirklich Sinn, da es erst nach 23 Uhr dunkel wird. Mal schauen, ob wir das erleben? Denn in Wirklichkeit haben wir nicht nur eine Flasche Wein gekauft, sondern zwei! 
 
 



31.12. Campamento Los Perros zum Refugio Grey

Ein außergewöhnlicher Silvestertag!
 
Was für ein Jahresabschluss. Heute ist der dritte Tag unserer siebentägigen Trekkingtour im Torres del Paine Nationalpark. Seit dem ersten Tag sind wir gemeinsam mit Lilka und Justin aus Kanada unterwegs. Die beiden machen die gleiche Tour wie wir und es macht sehr viel Spaß, mit ihnen zu wandern.
Der Tag heute fängt eigentlich gar nicht so gut an: es regnet leicht und der Aufstieg beginnt in einem Wald mit Matsch und Pfützen.Und nachdem wir den Wald hinter uns gelassen haben, wartet ein fettes Geröllfeld auf uns. Aber mit jedem Höhenmeter steigt auch die Laune und so erreichen wir nach 2,5 Stunden den Paso John Garner. Hier ist mit 1200m der höchste Punkt der Tour erreicht. Das allein wäre wenig spektakulär; wäre da nicht auf der anderen Seite des Passes der Gletscher Grey. Der Blick von oben auf den Gletscher ist unglaublich. Wir sehen die Eismasse von ihrem Ursprung bis zur Abbruchkante in den Lago Grey. Während des Abstieg gehen wir am Gletscher entlang, machen immer wieder Fotos von den Spalten, den unterschiedlichen Blautönen und den Bergen, die den Gletscher einrahmen.
 

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Einer der vielen Aussichtspunkte auf den Gletscher Grey

 
Der Pfad selbst ist heute ziemlich aufregend. Nach dem Pass geht es steil über ein Schneefeld bergab, dann in einen Wald, in dem der geschmolzene Schnee über den eigentlichen Weg fließt und uns zu vielen Umwegen und Rutschpartien zwingt und wir so richtig eingesäut werden.
Nach einer langen Lunch-Pause und sieben Stunden laufen, kommen wir an einem Zeltplatz an, der eigentlich unser Nachtlager werden sollte. Aber der dunkle Platz liegt mitten im Wald, niemand ist da und es macht nicht den Eindruck, als wäre das ein guter Platz für Silvester. Also entscheiden wir uns, noch eine Stunde weiter zu laufen, um zum Refugio und Campamento Grey zu laufen. Und das war eine geniale Entscheidung. Der Zeltplatz liegt genau am Lago Grey, auf dem Eisbrocken und – berge schwimmen; der Gletscher selbst ist in auch in Sichtweite. Der Platz ist zwar übervoll, wir überreden den Warden aber, dass wir uns ein bisschen Abseits genau an den Strand stellen dürfen! Und wir treffen auch Bertrand und Serina, die auch die gleiche Strecke machen wie wir. Die Party kann also beginnen. Im Refugio gibt es nämlich Bier zu kaufen, wir haben eine lecker Flasche Wein dabei und es gibt ein richtiges Silvester („Trekkingmahlzeiten“-)menu: als Vorspeise kalte Blaubeersuppe, als Hauptgericht Gartengemüse mit Sojarisotto und als Nachtisch die absolut leckere Karamel-Amaretto-Creme! Und das alles am Strand mit tollem Sonnenuntergang – was für ein Silvesterabend! Um acht Uhr stoßen wir das erste Mal auf euch alle daheim an, da ihr da schon Neujahr feiert. Und um 24 Uhr unserer Zeit stoßen wir dann auf uns an! Gemeinsam mit Justin und Lilka, zwei richtig netten Menschen.
 

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Unsere Silvestergesellschaft

 
Kurz nach Mitternacht machen wir uns dann auf den Weg zum „Asado“. Lilka hat nämlich neben dem Refugio ein offenes Feuer mit Lamm am Spieß entdeckt. Wie die Hyänen fallen Kathl, Justin und Lilka über das unbewachte Fleisch her, mit blosen Händen reissen sie die Fleischstücke vom Spieß! Justin und Lilka nehmen sich noch eine Portion mit, die sie am nächsten Tag zum Lunch essen! Um 1 Uhr sind wir dann ins Zelt gekrochen; was für ein Trekkingtag!
 

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